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the day before
Sunday 09/02/1997

Weitere Leute treffen ein. Am Nachmittag führt Renate Lorenz durch "Art is not enough" in der Shedhalle.
More people arrive. Renate Lorenz leads the people through the exhibition Art is not enoughÓ at the Shedhalle.
Art is not enough ist eine Art Compilation von Projekten und Aktionen aus dem Umfeld einer politisch engagierten künstlerischen Praxis der letzten Jahre. Als solche und weil es das letzte Projekt von Renate Lorenz ist, stellt die Ausstellung auch eine Art Rückblick auf drei Jahre Programm in der Shedhalle Zürich dar. Dabei tauchen die zentralen Themen, welche in den Projekten der Shedhalle immer wieder behandelt wurden, als verschiedene räumliche Bereiche der Ausstellung auf. In einem Bereich ist die Geschichte der politischen Arbeit im Kunstbereich dokumentiert. Die in diesem Zusammenhang immer wieder diskutierten Fragen sind Distribution, Ökonomie, Selbstorganisation und Geschlechterverhältnisse. Ein weiterer Bereich der Ausstellung beschäftigt sich mit Biotechnologie und Techno-Ästhetik. Versucht wird, der Kunst wieder eine Relevanz zu geben, von der man allgemein annimmt, sie hätte sie nicht mehr. Thematisiert werden die fragwürdigen Synergien zwischen aktueller Kunst und innovativer Technologie, wo das eine häufig über das andere legitimiert wird und wesentliche Motive der gesellschaftlichen Realität wie Rassismen und Kapitalinteressen ausgeblendet werden. In einem weiteren Bereich der Ausstellung wird Architektur und Architainment kritisch dargestellt. Designer, Architekten und Künstler treten gemeinsam als Symbolproduzenten auf, welche die Hegemonie der globalisierten Ökonomie in den Metropolen auf dem kulturellen Feld mitproduzieren.
Art is not enough is a compilation of projects and actions within a political framework of artistic practice. As it is the last project of Renate Lorenz the exhibition is also a retrospective of the last three years of programs at the Shedhalle, Zurich. There are central themes which come up again and again and have been treated in different projects. One part of the exhibition deals with political work in an art context. Distribution, economy, self-organization and gender are discussed as well. Another aspect of the exhibition deals with bio-technology and techno aesthetics. An attempt has been made to give art the relevance it is generally assumed to have lost. The synergies between contemporary art and innovative technology were addressed along with tactics of legitimation employed by artistic and technological practices which avoid dealing with issues of racism and capital interest. Also part of the exhibition was a critical presentation of architecture and Òarchi-tainment.Ó Designers, architects and artists come together as symbolic producers perpetuating existing hegemonies of the globalized economy in artistic/cultural metropolises.
Am Abend erste Projektpräsentationen: Ausstellungsraum Frankfurt erklärten kurz ihre Arbeit, gefolgt von Housing Köln, wo erste Diskussionen stattfanden. Die Housing - Leute erzählten vom ungeheuren Stress der 2-wöchigen Aktion, die Clubbing, verschiedene Events und das Wohnen vor Ort beinhaltete und so ein "Environment" von Ausstellung, Sozialevent entstand. So kamen Themen wie Selbstausbeutung (Geld, Gesundheit...) und Umgang mit der eigenen Oekonomie zur Sprache und es wurden Optionen besprochen wie Jobbing nebenher, Anspruch auf institutionelle Gelder (Staat, Kunstförderung...) und die Möglichkeiten der Schaffung eigener "Beschaffungsverhältnisse".
In the evening, the first projects were presented. Exhibition Space Frankfurt explained their work, followed by Housing Köln. The housing people described the enormous stress of two weeksÕ eventsÑincluding clubbing, and the different eventsÑliving conditions and how an exhibition environment and social event come into being. Subjects of discussions included self-exploitation, (money, health ...), and economic alternatives (institutional and state grants).
Was das housing-Projekt so wie es uns vorgestellt wurde, insgesamt suggeriert ist die Notwendigkeit der Optimierung und Professionalisierung der Gruppenprozesse. Die mit housing gemachten Erfahrungen werden weniger auf inhaltliche Effekte und allfällige Zielsetzung hin überprüft, umsomehr wird über Formen der Zusammenarbeit, der kollektiven Organisation und die Effizienz der Kommunikation nachgedacht. Das entsprechenden Know-how zur Optimierung dieser Prozesse existiert natürlich schon lange im Bereich der Unternehmensberatung und wird zur rationelleren und effektiveren Organisation von Betrieben eingesetzt. Damit erinnert housing in gewisser Hinsicht an Strategien, welche anfangs der 90er Jahren in verschiedenen Künstler-Projekten erprobt wurden, wo Techniken aus Management und Business mehr oder weniger ironisch konotiert, in die künstlerischen Praxis übernommen wurden.
The housing projectÑas it was introduced to us Ñsuggested the necessity of the optimization and professionalization group processes. Experiences with housing were less scrutinized in relation to possible effects and aims,but rather in relation to collaborative and collective organization and the efficiency of communication. The necessary know-how for the optimizing of these processes exists, of course, in the field of management consultants and has been put into effect for the more efficient organizations of firms. With this, housing refers to strategies which were tested in the 90s in different art projects where techniques from business and management were more or less ironically appropriated by certain artistic practice.
Dieser affirmative Ansatz birgt die Gefahr in sich, mit künstlerischer Praxis nicht mehr nur in Form der Symbolproduktion wirtschaftliche Logik zu repräsentieren, sondern diese im kulturellen System zu reproduzieren.
This affirmative starting point of artistic practice conceals the danger of representing not only the form of symbolic production but also reproduces it within the cultural system.


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