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Public utility im Kombirama - ein Rückblick
Vom 8.-16. Februar 1997 fand im Kombirama in Zürich public utility statt. Die Veranstaltung war zum einen als informelles Treffen verschiedener Personen und Gruppen aus ganz Europa, die sich einem alternativen oder selbstorganisierten Kontext in der Kunst zuschreiben, gedacht. Andererseits bestand die Absicht, wichtige Fragen rund um kulturelle Strategien ausserhalb von institutionellen Zusammenhängen anhand von Präsentationen eigener Projekte zur Diskussion zu stellen. Die von uns suggerierten Themen drehten sich um Fragen wie Selbstverständnis und KünstlerInnen-Rollen, gesellschaftliche Begehren/Funktionen, Verhältnis zur Öffentlichkeit und eigene oekonomische Grundlagen bzw. deren Schaffung. Um die Debatten auch in einem geschichtlichen Zusammenhang zu sehen, wurden einzelne "kunsthistorische" Momente in Referaten und Präsentationen von Künstlern älterer Generationen beleuchtet, wie etwa Mail-Art/Networking, Destruktionskunst aus den 60ern/70ern, Performances usw.
Anhand der Liste der angesprochenen Leute lässt sich festellen, dass wir versuchten, eine pluralistische Palette von Positionen in die Veranstaltung einzubinden. Wir erhoften uns davon eine intensivere Debatte über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Positionen. Public utility wollte sich ergänzend und weiterführend in eine Reihe ähnlicher Veranstaltungen einfügen, welche in den letzten Jahren zum Themen stattgefunden haben. Dabei ist ein wesentlicher Unterschied, dass solche Diskurse vor Ort kaum geführt werden und in der Schweiz eine entsprechende Szene nicht existiert, die Veranstaltung also in einer Art Vakuum stattfinden muss. Daraus erklärt sich vielleicht auch den etwas verstiegenen Ansatz von einer "europaweiten" Auseinandersetzung.
Viele der aufgeworfenen Fragen bezogen sich schliesslich auf eigene Lebensentwürfe und darauf wie denn überhaupt kulturelle Praxis mit politischem Bewusstsein aussehen könnte. In den Diskussionen gab es denn auch nicht viele Momente, wo über diese wesentlichen Dinge offen gesprochen wurde, weil sich die Teilnehmenden zum Teil nicht kannten und man sich ein Stück weit mit der eigenen Postition (in ihrer Relativität) nicht unbedingt outen wollte. Zudem existieren auch grundlegende Unterschiede in den Umfeldern (Land, Städte, politische Lage) der vorgestellten Projekte, wie vor allem Anwesende aus Ungarn oder Frankreich klarstellten.
Die Erfahrung mit public utility zeigt, dass die Diskurse, die uns interessieren, nicht in einer punktuellen Veranstaltung geführt werden können, da diese, lokal und eben doch sehr stark in engeren Gruppenzusammenhängen verhandelt werden. Klar wurde auch, dass wir mit einer solchen Veranstaltung Gefahr laufen, einem Universalismus in Form eines didaktischen Ansatzes aufzusitzen. Zentrales Anliegen bleibt der kontinuierliche Austausch mit ähnlich arbeitenden Gruppen und Personen in ganz Europa, auch über ein temporäres Projekt hinaus. Auch wenn wir in public utility die eigenen hohen Ansprüche nur teilweise erfüllt sahen, gab es doch Momente, wo intensive Gespräche stattfanden und mit viel Witz die momentane Situation analysiert wurde.
Marcus Maeder
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